Drei Umweltprojekte mit Raufelder-Preis ausgezeichnet
Drei Umweltprojekte mit Raufelder-Preis ausgezeichnet
Mehr-Generationen-Wohnen im Ökohaus, Naturerlebnisgarten und Schulprojekt waren erfoglreich.
Von Heike Warlich
Mannheim. Mit dem Wolfgang-Raufelder-Preis werden seit 2019 alle zwei Jahre vorbildliche Projekte in den Bereichen Natur und Umweltschutz, Stadtökologie, Mobilität und Energie ausgezeichnet. Themen, für die sich der 2016 verstorbene Mannheimer Stadtrat und Landtagsabgeordnete der Grünen stets engagierte. Verliehen wird der Preis von dem zu seinem Gedenken gegründeten Verein "Wolfgang Raufelder – Umweltschutz".
In diesem Jahr teilen sich drei Projekte gleichwertig die Summe von 6000 Euro: Die Genossenschaft Wohnwerk, die Regionalgruppe des Vereins Naturgarten sowie die "Entdeckerschule" des Ludwig-Frank-Gymnasiums.
"Alle Projekte zeigen, wie es in Mannheim voran geht, das wollen wir unterstützen", erklärte Vereinsvorsitzende Gabriele Baier, die im Kulturhaus Käfertal gemeinsam mit Raufelders Witwe Gabriele Herrwerth die Urkunden überreichte. Dann hatten die Preisträger das Wort. Denn ihre Ideen sind es, die einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und Nachahmung finden sollen:
> Genossenschaft Wohnwerk: "Wir sind 24 Menschen im Alter von zwei bis 82 Jahren, die am großen Ziel arbeiten, ein ökologisches und gemeinschaftliches Wohnprojekt am Spinelli-Park zu verwirklichen", fasste es Gabriela Keller zusammen. "Wie wollen wir künftig wohnen, wie werden sich unsere Städte entwickeln.
Wie schaffen wir es, bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die Anforderungen an ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wohnen zu integrieren?", lauteten die Ausgangsfragen, auf die das Team mit seinem Öko-Haus in der Leni-Neuschwander-Straße 2 in Käfertal-Süd Antworten geben will.
Zehn Wohneinheiten verteilen sich auf fünf Stockwerke. Die Wohnfläche ist reduziert gehalten, um Ressourcen und Umwelt zu schonen. Stattdessen gibt es mehrere Gemeinschaftsräume, einen Garten, eine Dachterrasse sowie im Erdgeschoss die "Machbar", mit der die Brücke ins Quartier geschlagen werden soll.
"Unser Haus ist rollstuhlfreundlich, hat eine grüne Hülle und ist in energieeffizient gebaut", so Keller. Gebaut wird bereits seit Januar 2022, im September soll das genossenschaftliche und generationsübergreifende Wohnen am Spinelli-Park Realität werden.
> Regionalgruppe Naturgarten: "Um die Naturgartenidee weiter zu unterstützen, ist der Bundesverband auf uns zugekommen, ein entsprechendes Projekt auf der Bundesgartenschau umzusetzen", erläuterte Andreas Lindemann, wie es zu dem knapp 400 Quadratmeter großen Areal auf Spinelli kam.
Gebaut wurde der sogenannte Naturerlebnisgarten in drei Wochen ehrenamtlicher Gemeinschaftsarbeit von rund 40 Studierenden der Naturgarten-Akademie und Mitgliedern des Vereins. Das Besondere an dem Gelände ist, dass es so modelliert wurde, dass auf relativ kleinem Raum unterschiedliche (Klima-)Räume entstanden sind, die die Anlage optisch deutlich größer wirken lassen. Auf Chemie, Torf, Zement und PVC wurde zugunsten von naturbelassenem Hartholz und Steinen verzichtet, die überwiegend aus dem Spinelli-Gelände recycelt wurden.
Die aufgesetzten Trockenmauern bieten Höhlen und Unterschlupf für verschiedene Tiere. Die verwendeten Pflanzen sind klimafest und zugleich blühstark und kommen nach einer Entwicklungszeit von ein bis zwei Jahren ohne künstliche Bewässerung aus. "Der Garten soll auch nach Ende der Buga bleiben", kündigte Lindemann das Fortbestehen von "Eidechsenautobahn", "Libellendisco", "Zaunkönigreich" oder "Prinzessinnenbeet" an.
> "Entdeckerschule" des Ludwig-Frank-Gymnasiums: Klimawandel und Rückgang der Biodiversität fächerübergreifend zu behandeln, hat sich das Ludwig-Frank-Gymnasium vorgenommen. Zwei Wochen haben sich die neunten Klassenstufen ganzheitlich mit der Thematik befasst – in den naturwissenschaftlichen Fächern ebenso wie in Deutsch und Geschichte.
"Weitere Themen in diesem Kontext und die Einbeziehung anderer Klassenstufen sollen folgen", erklärte Lehrer Ulli Weisbrodt zu dem Projekt, das Theorie und Praxis vereint und die Schüler dazu animieren soll, Machbares zu leisten und Selbstwirksamkeit zu erleben, beispielsweise den Schulhof wertiger zu gestalten oder einen Baum zu pflanzen.